Mein Beitrag zur Blogparade Zukunftsherz.de zum Thema „Kulturwandel im Gesundheitswesen“.

Führen, bewegen und kommunizieren im Wandel

Gesundheitseinrichtungen befinden sich im Wandel. Der enorme Zeit- und Kostendruck auf der einen und der Mangel an Fachkräften auf der anderen Seite beeinflussen die Unternehmenskultur wesentlich. Deshalb ist es wichtig, die Unternehmenskommunikation – intern und extern – in den Fokus der Führungsebene zu rücken und Menschen zu bewegen.

Doch die Realität sieht anders aus: Der Druck auf alle Beteiligten steigt und damit verbunden die Notwendigkeit, neue Teams und Vernetzungsstrukturen zu bilden. Die Art und Weise, wie die verschiedenen Berufsgruppen zusammenarbeiten, beeinflusst dabei ganz wesentlich die Leistungsfähigkeit einer Klinik und den Versorgungsprozess der Patienten.

Die Blogparade ist für mich ein gelungenes Beispiel, wie aus dem bekannten Sprichwort „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ New Work wird.

Denn gerade in der heutigen Zeit, in der Änderungen auf der Tagesordnung stehen – Wettbewerb, Digitalisierung, Pandemie ­– braucht es an vorderster Front Menschen, die andere begeistern, Visionen haben und an das glauben, was sie tun, getreu dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht!“

So wie wir, die Teilnehmer der Blogparade,

Danke @zukunftsherz.de danke Constanze für die Möglichkeit, gemeinsam über diese Plattform in der Öffentlichkeit Gehör zu finden und die Bewegung sichtbar zu machen.

Was mich bewegt

Das Gesundheitswesen mit seinen vielen Facetten und Entwicklungsmöglichkeiten zieht mich seit über 30 Jahren in den Bann. Nach diversen Stationen in verschiedenen Kliniken und Unternehmen, habe ich mich im Jahr 2009 als Expertin für strategische Kommunikations- und Markenausrichtung selbstständig gemacht. Zu meinen Kunden zählen Kliniken im gesamten Bundesgebiet. Ich arbeite interdisziplinär und interprofessionell nach dem Ansatz der Transformationalen Führung.

Im Zeitalter von Change hat sich dieses Modell neben dem agilen Führen in den Unternehmen etabliert. Dabei bekommen die Führungskräfte Werkzeuge an die Hand, mit denen sie im Alltag je nach Situation, schnell und mitarbeiterorientiert agieren können.

Die Führungskraft motiviert ihre Mitarbeiter, weil sie als Vorbild auftritt.

Die Führungskräfte leben ihre Werte wie Ehrlichkeit, Gerechtigkeit oder eine offene Kommunikation, um nur drei Beispiele zu nennen, authentisch vor. So werden sie zum akzeptierten Vorbild, dem die Mitarbeiter gerne folgen. Aussagen wie „Das geht nicht. Das haben wir schon immer so gemacht.“ oder „Die Entscheidung kann ich jetzt nicht alleine treffen.“ gehören bei dieser Art von Führung der Vergangenheit an.

Transformationale Führung

Was steckt hinter diesem Führungsstil? Der Begriff wurde von dem amerikanischen Wirtschafts-psychologen Bernard Morris geprägt, der sich wiederum auf die Vorarbeit des Politologen James MacGregor Burns bezog. Beide haben beobachtet, was die Arbeit von erfolgreichen Managern ausmacht. Ihre Erkenntnisse haben sie in vier wesentlichen Kriterien festgehalten, die diesen Führungsstil auszeichnen. Führungskräfte müssen als:

  • Vorbild fungieren,
  • inspirierend motivieren,
  • intellektuell anregen und
  • individuell unterstützen.

Auch meine Erfahrungen zeigen, dass die Umsetzung des Transformationalen Führungsmodells immer bei der Führungskraft selbst beginnt. Dazu sollten sie eine eigene Standortbestimmung durchführen und ihre Vision entwickeln. Diese Vorarbeit ist wichtig, um die eigenen Stärken und Schwächen kennen- und verstehen zu lernen – eine grundlegende Voraussetzung, für eine selbstischere und selbstbewusste Führung. Sie fördert gegenseitiges Vertrauen, den Respekt, die Wertschätzung und die Loyalität im Team.

Ein zweiter wichtiger Aspekt: Der Transformationale Führungsstil lässt die Mitarbeiter im Praxisalltag wieder sichtbar werden. Sie erfahren Wertschätzung. Gemeinsam wird über Probleme und mögliche Lösungswege diskutiert. Dabei können vorhandene Prozesse überdacht, neu aufgesetzt oder zu lösende Aufgaben komplett an die Mitarbeiter delegiert werden.

Führen im Krankenhaus: ein Erfahrungsbericht aus Rheinland-Pfalz

Was macht diesen Führungsstil so besonders? Aktuell betreue ich im Rahmen der Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative in Rheinland-Pfalz das Förderprojekt „Führen im Krankenhaus“. Initiiert vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz, wird es gemeinsam mit dem Deutschen Krankenhaus Institut (DKI) und weiteren Coaches umgesetzt.

Gestartet wurde das Projekt im Jahr 2017. Nach einem viertägigen Workshop werden pro Person sechs Einzelcoachings angeboten. Mittlerweile haben Führungskräfte aus 30 Kliniken dieses Projekt durchlaufen. Forschungsergebnisse belegen, dass es Transformationalen Führungskräften besonders gut gelingt, ihre Mitarbeiter zu motivieren und zu binden, Veränderungen zu bewirken und herausragende Leistungen zu erzielen.

Diese Ergebnisse wurden bereits im ersten Jahr sichtbar: In sieben Krankenhäusern verbesserte sich das Führungsverhalten nach den Gruppenworkshops und Einzelcoachings deutlich. Die gecoachten Führungskräfte bewältigten ihre tägliche Arbeit und die damit verbundenen Belastungen deutlich besser als ihre Kollegen. Sie konnten ihre Belastungen und ihr Stresserleben langfristig signifikant verringern. Ein Ergebnis das motiviert. Vor diesem Hintergrund ist in Rheinland-Pfalz in diesem Sommer die dritte Qualifizierungsrunde gestartet.

Dabei wurden zum ersten Mal Führungskräfte aus der ambulanten und stationären Pflege eingebunden. Ziel der Verantwortlichen ist es, die Mitarbeiter durch attraktive Arbeitsbedingungen an die Kliniken zu binden. Meine Aufgabe in diesem Prozess: die Erkenntnisse der Transformationalen Führung in den Alltag der Führungskräfte zu integrieren.

Meine erste Bilanz: Ich bin von diesem Projekt begeistert. Die Menschen, die ich begleite, sind auffällig selbstbewusst, leidenschaftlich und impulsiv. Sie sind bereit, ohne zu zögern Verantwortung für sich und für ihre Mitarbeiter zu übernehmen und sich dem Wandel zu stellen. Das Besondere daran: JEDER AGIERT AUF SEINE ART. Das begeistert mich und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

Die Führungskräfte vermitteln Dynamik, Entscheidungsfreude und Aufbruchsstimmung. Sie sind offen für Neues, haben einen starken Willen und marschieren los.

Oder anders ausgedrückt: Für mich sind das Anzeichen, dass der Wandel in den Organisationsstrukturen bereits begonnen hat. Die starren, grauen Hierarchien des Managements werden langsam mit Farbe besprüht: New Work hält Einzug.

Der Klinikalltag erscheint lebendiger und bekommt Schwung. Dabei entsteht Raum für Neues­ – für bunte Bilder, für neue Blickrichtungen und Arbeitsmodelle.

Über diese Entwicklung freue ich mich sehr. Dank dieser Aufbruchsstimmung entsteht eine neue Wertekultur. Sie setzt sich aus unterschiedlichen Sichtweisen und Erfahrungen der Mitarbeiter zusammen, die Bewegungen in die Organisationsstrukturen der Kliniken bringen. Werden sie aktiv in Entscheidungen eingebunden, entsteht in den Teams eine neue Art der Zusammenarbeit und die wirkt sich auf die Atmosphäre der gesamten Klinik aus. Die Führungskraft vermittelt den Sinn und Zweck der Entscheidungen. Alle erkennen, warum es sich lohnt, Zeit und Energie zu investieren. Verkrustete Hierarchien verschwinden. Stattdessen entstehen moderne Organisationsstrukturen, die ein neues Wir-Gefühl vermitteln.

Das Besondere daran: Jeder fühlt sich wohl, geht gerne zur Arbeit und das wirkt auch positiv auf das Image der Kliniken aus.

Mein Fazit

Es lohnt sich auf die Dynamik im Gesundheitswesen mit neuen Führungsstrukturen zu reagieren. Denn Veränderungen in der Führungskultur bedeuten auch Veränderungen in der Unternehmenskultur. Gemeinsam öffnen sie die Wege für neue Arbeitsmodelle wie New Work.

Die Unternehmenskultur wird zu einem großen Teil von den Mitarbeitern, ihren Erlebnissen und Begegnungen im Alltag geprägt. Im Miteinander entstehen Geschichten, und Geschichten werden gerne weitererzählt… ganz wie in den Brüder Grimm-Märchen: Es war einmal…

Vor diesem Hintergrund wünsche ich mir einen Kulturwandel im Gesundheitswesen. Die neue Vielfalt sollte sichtbar und als Chance für Veränderung und Wachstum gesehen werden. Denn jeder ist Teil des Ganzen. Alle zusammen bilden die Klinikmarke, die die gesamte Krankenhauskultur prägt.

Alle Beiträge zur Blogparade „Kultuwandel im Gesundheitswesen“ findest Du hier.